Press, Reviews

Mainz, Germany – Live Review

Fingerakrobatik und Feinfühligkeit: Jazz-Trio rund um den Kontrabassisten Avishai Cohen im Frankfurter Hof

 

MAINZ – (asche). Bei allem der Jazz-Elite gebührenden Respekt – nur wenige verfügen über ein solch ausgeprägtes Alleinstellungsmerkmal in ihrer Formulierungskraft wie der israelische Komponist und Kontrabassist Avishai Cohen. Mit Pianist Nitai Hershkovits und Schlagwerker Daniel Dor hat er sein welterfahrenes Trio komplett neu aufgestellt. Durch die frischen Impulse dieser beiden Inspirationsgeber befeuert, hat die ohnehin überragende musikalische Begeisterungsfähigkeit des Ensembles noch zugenommen mit der hier live präsentierten Sammlung unter dem Titel „From Darkness“. 

Manchmal fast dekonstruktivistisch dem Modern Jazz zugeneigt, dann wieder in angenehmem Spielfluss zum Fusion tendierend, ist jedes der dargebotenen, vornehmlich neu geschriebenen Instrumentalstücke für sich sehr individuell. Cohen hat allen Grund, sich wohlzufühlen. Und wenn er es auch nicht benennen kann, trägt bei diesem Konzert im proppenvollen Frankfurter Hof sicher auch die große Publikumsaufmerksamkeit ein Stück dazu bei: „Es ist das dritte Mal, dass ich hier spiele. Ich genieße das jedes Mal, obwohl ich nicht so genau sagen kann, was es ist.“

Dann gibt er sich der nächsten Tonjagd hin, beugt sich hingebungsvoll und gedankenversunken über das Instrument, um so nahe wie möglich an der Quelle seiner Tonerzeugung zu sein. Seine Greifhand folgt dabei die komplette Mensur hinauf und hinab mühelos synchron den rasanten Sechzehnteln und Triolen der Anschlagshand. Das bring nicht nur den ausgebufften Jazz-Kenner dazu, verzückt aufzujauchzen.

Cohen komponiert am Klavier, und Hershkovits weiß offenkundig mit diesem hohen Anspruch umzugehen. Rhythmisch von unerschütterlicher Akkuratesse, hält der Tastenmann auch Dors äußerst fordernden Querschlägern stand, bei Metren, die für den Zuhörer oft schwer zu verifizieren sind. Dor wiederum mischt sein dynamisch feinfühliges Spiel mit origineller Klanggestaltung auf, mit dem Besen die Beckenkante abziehend oder mit weichem Klöppel, mehr laut gedacht als hörbar angeschlagen. Für die entgegengebrachte Euphorie lässt sich Cohen nicht lange um großzügige Zugaben bitten. Hierbei überrascht er dann noch einmal umso mehr, als er aus seiner ohnehin innovativen Expressivität gänzlich ausbricht und seine Gesangsstimme mit sehr feinem Timbre erhebt.

 

For the original Article on Allgemeine Zeitung, click HERE!

Photo:  Youri Lenquette

Avishai Cohen
You can be the first one to leave a comment.

Post a Comment